Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali), Seite 427 ff. (engl.)
Menschen alles Wissen zugänglich. Der Yogi ist sich seiner essentiellen Allgegenwart bewusst, das heisst, er ist sich dessen bewusst, dass seine Seele eins ist mit allen Seelen; sie ist deshalb ein Teil der einen essentiellen Einheit, des einen allesdurchdringenden Lebens, des grenzenlosen, unwandelbaren Prinzips, das die Ursache aller Manifestation ist. Er ist auch allwissend, denn alles Wissen steht ihm zu Gebote, und alle Wege zum Wissen stehen ihm offen. Er ist unabhängig vom Feld des Erkennens, doch kann er darin wirken; er kann das Instrument des Erkennens benutzen und alles ausfindig machen, was er wissen will, aber er selbst steht mitten im Bewusstsein des Erkennenden. Weder Zeit noch Raum können ihn halten, noch kann die materielle Form ihn einkerkern; und dann kommt für ihn die grandiose Vollendung, die Patanjali uns in den drei abschliessenden Lehrsätzen angibt:

«Lehrspruch 32. Dann [428] haben die durch die innewohnenden Grundeigenschaften der drei Gunas entstehenden Modifikationen der Denksubstanz ein Ende, denn sie haben ihren Zweck erfüllt.

Lehrspruch 33. Die Zeit, die eine Aufeinanderfolge der Modifikationen des Denkens ist, hat ebenfalls ein Ende und weicht dem ewigen Jetzt.

Lehrspruch 34. Der Zustand losgelösten Einsseins wird möglich, sobald die drei Grundeigenschaften der Materie (die drei Gunas oder Wirkkräfte der Natur) keinen Einfluss mehr auf das Selbst ausüben. Das reine Geistbewusstsein zieht sich in das Eine zurück».

E n d e.

DIE UNVOLLENDETE AUTOBIOGRAPHIE

von

ALICE A. BAILEY

ISBN 3-87683-099-0

VORWORT

Die ersten vier Kapitel dieser Autobiographie wurden im Lauf des Jahres 1945 niedergeschrieben; die Kapitel fünf und sechs folgten im Jahr 1947. Diese Daten sind im Licht des Weltgeschehens jener Zeit bedeutsam.

Das ursprüngliche Manuskript wurde 1948 umgeschrieben. Frau Bailey las den Text nochmals durch und machte einige Änderungen. Verschiedene Mitarbeiter halfen ihr von Zeit zu Zeit bei der Abfassung des Textes, und Durchschläge davon gingen auszugsweise an einige wenige Freunde mit der Bitte um Stellungnahme. In einigen Fällen wurden diese Durchschläge nie zurückgesandt, aber in allen Fällen ist der Text unvollständig, in gewissen Einzelheiten unrichtig und ohne endgültige Zustimmung der Autorin.

Vier weitere Abschnitte dieser Autobiographie waren geplant, aber sie wurden nie niedergeschrieben. Der wachsende Druck des weltumspannenden, planmässigen Werkes, für das Frau Bailey verantwortlich war, die verwirrte und bedrängte Lage der Menschheit, auf die sie sich feinfühlend einstellte, das Gefühl der Ohnmacht und die dementsprechende Negativität auf seiten der Menschen guten Willens, die sie mit aller Macht zu überwinden suchte, die ewige Knappheit an Geldmitteln zum Ausbau des Werkes in der ganzen Welt, die Hemmungen und Enttäuschungen angesichts der Unfähigkeit, vorhandenen Bedürfnissen gerecht zu werden und oftmals gebotene Gelegenheiten auszunutzen, bloss weil nicht genügend Dollars vorhanden waren - das waren einige der Belastungen, deren gemeinsamer Druck zu einem Zustand äusserster Erschöpfung führte. Dem physischen Träger war keinerlei Ausspannung gegönnt. Die Herz- und Blutkrankheit verschlimmerte sich ständig.

Während der letzten zwei Jahre ihres Lebens kämpfte sie mit wahrhaft eisernem Willen gegen den Druck dieser Zustände an. Ihre erststrahlige Persönlichkeit zeigte sich der letzten Anstrengung auf Geheiss ihrer Seele gewachsen. Im Jahr 1946 fasste sie den Entschluss, jede Invalidität abzuweisen. Dementsprechend arbeitete sie täglich, wie sie das ihr ganzes Leben lang getan hatte, bis zur Grenze ihrer physischen Leistungskraft weiter, ohne jede Rücksicht auf Ermüdung oder Schmerzen. Sie zog es vor, auf dem Posten zu bleiben und in voller Arbeit zu sterben. Selbst während der letzten Tage im Krankenhaus, in New York im Jahr 1949, empfing sie Besucher, beriet sich mit den Abteilungsleitern und schrieb Briefe. Als die Todesstunde nahte, wurde sie von ihrem eigenen Meister K. H. abgeholt, wie er das lange vorher versprochen hatte.

Am Morgen nach ihrem Tod sandte ich folgendes Schreiben an Tausende ihrer Schüler und Freunde in der ganzen Welt.

LIEBER FREUND!

Dieser Brief bringt ihnen die Nachricht von der Beendigung eines Zyklus und den Anfang eines anderen, nützlicheren und uneingeschränkteren Zyklus für ihre und meine treue Freundin, Alice A. Bailey. Sie wurde am Donnerstag Nachmittag, den 15. Dezember 1949, sanft und freudig erlöst.

Als wir an jenem letzten Nachmittag miteinander sprachen, sagte sie: «Ich habe viel zu danken. Ich habe ein reiches und volles Leben gehabt. So viele Leute in der ganzen Welt waren so freundlich zu mir».

Schon lange, lange hatte sie gehen wollen und was sie hielt, war lediglich ihr fester Wille, ihre Aufgabe zu beenden und ihr brennender Wunsch, für die Zukunft der Arkanschule alle die Vorkehrungen zu treffen, die ihnen und mir am besten dazu verhelfen könnten, bessere Diener unserer Mitmenschen zu sein.

Im Lauf der Jahre hatte sie mit der Genauigkeit ihres scharfen Verstandes das Modell unserer Schule geformt und gebildet und sie mit der magnetischen Kraft ihres eigenen grossen und geduldig leidenden Herzens erfüllt.

Einige haben gefragt, warum sie zu leiden hatte - denn sie litt wirklich gedanklich, gefühlsmässig und physisch. Ich allein weiss, mit welcher Siegesfreude sie sich offen dem Ansturm mannigfacher Zerstörungsgewalten aussetzte, deren es in dieser Zeit des Weltaufruhrs so viele gibt, und in welch erstaunlicher Weise sie diese Gewalten umzuwandeln verstand, um dadurch all die hart bedrängten, mit ihrem Schicksal ringenden Aspiranten und Neulingsjünger zu beschützen, die sich im Lauf der Jahre ihr und ihrer Schule zugesellt hatten.

Der weitaus grössere Teil ihres Lebenswerkes lag von jeher auf subjektivem Gebiet. Wir sahen die äusseren Wirkungen und beobachteten das äussere Kommen und Gehen, wir halfen ihr, liebten sie, kritisierten gelegentlich und beklagten uns hin und wieder, aber stets kamen wir mit ihr und durch sie immer noch etwas höher und noch etwas besser vorwärts, als es uns andernfalls möglich gewesen wäre. Wir alle sind sehr menschlich und auch sie war sehr menschlich.

Warum musste sie leiden? Weil ihr erwählter Pfad dem Weg der Welterlöser folgt. Sie ist zu ihrem eigenen Meister K. H. zurückgekehrt, zu noch kühnerem Wirken mit ihm für Christus. Sie bittet uns, die Arkanschule so licht und rein zu erhalten, wie sie es jetzt ist, sie auch weiterhin mit der erlösenden Kraft einer weltumspannenden Gemeinschaft liebender Herzen zu erfüllen und darauf zu achten, dass wir wahrhaft dienen.

New York, 16. Dezember 1949

Ihr ergebener

(gez.) FOSTER BAILEY

EINLEITUNG

Was mich schliesslich zu dem Entschluss brachte, über mein Leben zu schreiben, war ein Brief, den ich im Jahr 1941 von einem Freund in Schottland erhielt, in dem er sagte, ich würde wirklich einen Dienst erweisen, wenn ich anderen Leuten zeigen könnte, wie ich von dem, was ich war, zu dem wurde, was ich bin. Es könnte nützlich sein, zu wissen, wie aus einer verbissenen, orthodox-christlichen Missionarin eine weltbekannte, okkulte Lehrerin werden konnte. Die Menschen könnten viel aus der Entdeckung lernen, wie eine theologisch gesinnte Bibelstudentin zur festen Überzeugung gelangen konnte, dass die Lehren des Ostens und des Westens verschmolzen und vereint werden müssen, ehe die wahre Universalreligion - auf welche die Welt wartet - auf Erden in Erscheinung treten könnte. Es ist wertvoll zu wissen, dass die Liebe Gottes älter ist als das Christentum und keine Grenzen kennt. Das war die erste und schwierigste Lektion, die ich lernen musste, und ich habe recht lange dazu gebraucht. Alle Strenggläubigen brauchen lange Zeit, bis sie lernen, dass Gott Liebe ist. Sie behaupten es, aber praktisch glauben sie nicht daran, d.h. im praktisch-göttlichen Sinn.

Unter anderem möchte ich darstellen, wie sich die Welt menschlicher Wesen einer sehr klassenbewussten Engländerin erschloss und wie die Welt geistiger Werte mit ihrer unmittelbaren, inneren, geistigen Lenkung für eine äusserst engstirnige Christin zur bewiesenen Tatsache wurde. Ich rühme mich meines Christentums, aber jetzt gehöre ich zu den inklusiven und nicht mehr zu den exklusiven Christen.

Was ich ausserdem in dieser Geschichte hervorheben möchte, ist die Tatsache dieser inneren Leitung des Weltgeschehens, und ich möchte mehr Menschen mit der damit parallel laufenden Tatsache der Existenz derer vertraut machen, die (hinter den Kulissen) für die geistige Lenkung der Menschheit und für die Aufgabe verantwortlich sind, diese Menschheit aus dem Dunkel ins Licht, aus dem Unwirklichen zum Wirklichen und vom Tod zur Unsterblichkeit zu führen.

Ich möchte die Jünger Christi, welche die Meister der Weisheit sind, den Menschen wirklichkeitsnah machen, so wirklich, wie sie mir und vielen Tausenden in der Welt sind. Damit meine ich keine Wirklichkeit, die auf blosser Annahme beruht, oder die lediglich Gegenstand des Glaubens und der Überzeugung ist. Ich möchte sie so darstellen, wie sie sind - als Jünger Christi, als lebendige Männer, mit denen im menschlichen Dasein zu rechnen ist. Allein darauf kommt es mir an und nicht auf die irdischen Erfahrungen, Erlebnisse und Ereignisse im Leben eines ihrer Mitarbeiter.

Ich habe viele Inkarnationen in einer einzigen erlebt. Ich bin stetig, aber unter grossen (psychologischen und materiellen) Schwierigkeiten, in ein immer umfassenderes Gebiet nützlicher Betätigung vorgerückt. Ich möchte zeigen, wie ich in jedem Zyklus meiner Erfahrung ehrlich bemüht war, einer Führung zu folgen, die aus dem Inneren kam, und dass das für mich stets einen Fortschritt bedeutete im Sinn des Verstehens und dementsprechend einer erhöhten Fähigkeit, zu helfen. Das Resultat dieses scheinbar blinden Vorgehens (z.B. als ich heiratete und in die Vereinigten Staaten kam) war stets eine Gelegenheit zu umfassenderer Betätigung. Ich habe in meinem Leben viele Rollen gespielt. Ich war ein unzufriedenes, äusserst widerspenstiges, kleines Mädchen, eine junge Dame der Gesellschaft in den fidelen neunziger Jahren (die mir gar nicht so «fidel» vorkamen), eine Evangelistin a la «Billy Sunday» und ausserdem war ich in der Sozialfürsorge tätig. Also - nicht so fidel, abgesehen davon, dass ich jung und an allem ungeheuer interessiert war. Später heiratete ich Walter Evans und fand mich in der Rolle einer Pfarrersfrau der Protestantischen Episkopalkirche in Kalifornien und Mutter von drei Mädchen wieder.

Diese mannigfaltige Lebenserfahrung und Betätigung in Grossbritannien, Europa, Asien und Amerika führte zu grundlegenden Änderungen in meiner Einstellung zum Leben und zu den Menschen. Auf einem Standpunkt stehen zu bleiben, scheint mir unklug. Es bedeutet, dass man in der Entwicklung an einem Punkt angelangt ist, wo man aufhört zu lernen, wo man den Ereignissen keine Bedeutung mehr abgewinnt und angesichts des Lebens gedanklich unbewegt bleibt. Das ist vernichtend. Das ist ein Unglück. Das ist bestimmt das, was man unter Hölle versteht. Der Schrecken der Hölle (an die ich im orthodoxen Sinn nicht glaube) muss in ihrem «ewigen» Einerlei und in dem zwangsläufigen Unvermögen liegen, irgend etwas daran zu ändern.

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.