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Vom Intellekt zur Intuition, Seite 222 ff. (engl.) |
und fürchte um meinen Verstand. Könnten sie mir, bitte, nicht sagen, was ich
dagegen tun soll?» Viele Hunderte Menschen kamen während der letzten zehn Jahre
zu mir und baten um Hilfe, weil sie den Ratschlägen von Lehrern für Atemübungen
blind gefolgt waren. Sie waren ganz verzweifelt und befanden sich oft in einem
besorgniserregenden psychischen Zustand. Manchen konnten wir helfen. Die
Wenigen, denen wir keine Hilfe bringen konnten, enden in Asylen für
Geisteskranke und Sanatorien für Neurotiker. Reiche Erfahrung aus diesen Fällen
lässt mich diese Warnung aussprechen, denn in den meisten Fällen
unkontrollierter psychischer Störungen liegt die Ursache in Atemübungen.
Nach den alten Lehren des Ostens wurde die Atembeherrschung erst dann gestattet, wenn die ersten drei «Mittel zur Vereinigung» wie sie genannt werden im Leben wenigstens teilweise angewandt worden waren. Diese «Mittel» sind Erstens: die fünf Gebote. Diese wiederum sind: Harmlosigkeit (Harmlosigkeit bedeutet hier: die Geisteshaltung und das Bemühen, niemanden zu verletzen oder zu schädigen, niemandem Unrecht oder Leid zuzufügen.), Wahrhaftigkeit allen Wesen gegenüber, Enthaltung von Diebstahl, Ausschweifung und Habsucht. Zweitens: die fünf Regeln, nämlich: innere und äussere Reinigung, Zufriedenheit, glühende Aspiration, geistige Lektüre (auch Auslegung) und Hingabe. Drittens: rechte Ausgeglichenheit. Wenn jemand in Gedanken, Worten und Werken harmlos ist, wenn er selbstlos ist und die Bedeutung der emotionellen und physischen Ausgeglichenheit kennt, dann allerdings kann er unter entsprechender Anleitung Atemübungen ausführen, und zwar ungefährdet. Aber auch dann wird der Erfolg nur darin bestehen, dass er die Lebensenergien des Körpers vereinigt und die psychischen Fähigkeiten bewusst benutzt; das mag angebracht sein und einen Sinn und Zweck haben, wenn sich der Betreffende zu den Experimental-Forschern zählt. Das Unvermögen, sich den notwendigen vorbereitenden Massnahmen zu unterwerfen, hat manchen verdienstvollen Forscher in Schwierigkeiten gebracht. Für einen emotionell veranlagten und schwächlichen Menschen ist es gefährlich, Atemübungen zu betreiben, um die Entwicklung zu beschleunigen; Lehrer, welche diese Übungen grösseren Gruppen zu lehren versuchen - wie dies oft geschieht - bereiten sich selbst und ihren Schülern Schwierigkeiten. In alten Zeiten erwählten die Lehrer nur hin und wieder einen Menschen für diese Art Unterricht, der auch dann nur zur Ergänzung einer Ausbildung diente, durch die ein gewisses Mass an Seelen-Kontakt bereits erlangt worden war, so dass die Seele die durch die Atemübung erweckten Energien leiten konnte, um ihre Ziele und den Weltdienst zu fördern. Deshalb wollen wir auch nicht mehr tun, als zu sehen, dass unser Atem ruhig und regelmässig geht, und wir wollen dann unsere Gedanken vom Körper abwenden und mit der Konzentration beginnen. Der nächste Schritt in der Meditationspraxis besteht in der Anwendung der Imagination (Einbildungskraft); wir stellen uns den dreifachen niederen Menschen, in Harmonie oder direkte Verbindung mit der Seele gebracht, vor. Dafür gibt es viele Wege. Wir nennen diesen Vorgang bildliche Vorstellung (Visualisation). Es scheint, dass bildliche Vorstellung, Einbildungskraft und Wille bei jedem schöpferischen Vorgang drei sehr machtvolle Faktoren sind. Sie bilden die subjektiven (inneren) Ursachen für viele unserer objektiven (äusseren) Wirkungen. Anfangs ist die bildliche Vorstellung hauptsächlich eine Sache des experimentellen Glaubens. Wir wissen, dass wir durch logisches Denken zu der Einsicht gelangt sind, dass es innerhalb und ausserhalb aller manifestierten Gegenstände ein ideales Vorbild oder Urbild gibt, das sich auf der physischen Ebene zu manifestieren sucht. Die Praxis der bildlichen Vorstellung, der Imagination und der Einsatz des Willens sind geeignet, die Manifestation (Erschaffung der sichtbaren Form) dieses Ideals zu beschleunigen. Wenn wir uns etwas bildlich vorstellen (oder geistig vergegenwärtigen), wenden wir unser höchstes Vorstellungsvermögen daran, wie dieses Ideal wohl sein könnte, und kleiden es in irgendeine - meist mentale - Materie, da wir einstweilen noch nicht in der Lage sind, uns höhere Substanzformen oder -arten vorzustellen, um damit unsere geistigen Bilder einzuhüllen. Wenn wir ein mentales Bild schaffen, beginnt die mentale Substanz unseres Denkvermögens in einer bestimmten Schwingungszahl zu vibrieren, wodurch eine entsprechende Qualität mentaler Substanz, in der das Denkvermögen versenkt ist, angezogen wird. Der Wille hält dann dieses Bild stetig fest und gibt ihm Leben. Dieser Vorgang geht vor sich, gleichgültig, ob wir ihn derzeit mit dem mentalen Auge erkennen können oder nicht. Es macht nichts aus, dass wir ihn nicht sehen können, da ja der schöpferische Prozess auf jeden Fall weitergeht. Vielleicht werden wir einmal dem ganzen Vorgang folgen und ihn bewusst durchführen können. Im Zusammenhange damit stellen sich manche Anfänger die drei Körper (die drei Aspekte der Formnatur) als mit einem strahlenden Lichtkörper verbunden vor, oder sie vergegenwärtigen sich die drei Zentren vibrierender Energie, die aus einem höheren und mächtigeren Zentrum stimuliert (angeregt, durchpulst) werden; andere wiederum stellen sich die Seele als Kräftedreieck vor, das mit dem Dreieck der niederen Natur verbunden ist, und zwar durch den (in der Bibel erwähnten) «Silberfaden», das Sutratma oder die Fadenseele (nach den östlichen Schriften), die «Lebenslinie» (nach anderen Gedankenschulen). Wieder andere ziehen es vor, den Gedanken an eine einheitliche Persönlichkeit aufrecht zu erhalten, die mit der innewohnenden Göttlichkeit, dem Christus in uns, der Hoffnung, auf Herrlichkeit verbunden ist. Es ist aber verhältnismässig unwesentlich, welches Vorstellungsbild wir wählen, vorausgesetzt, dass wir von der grundlegenden Idee ausgehen, dass das (innere, wahre) Selbst versucht, mit dem Nicht-Selbst, seinem Instrument in der Welt menschlicher Wesensäusserung, in Verbindung zu kommen und sich seiner zu bedienen; und umgekehrt, dass das Nicht-Selbst gezwungen wird, sich seiner Lebensquelle zuzuwenden. Auf diese Weise wird durch Imagination und geistiges Vorstellungsvermögen der Begierdenkörper, die emotionelle Natur, mit der Seele in Übereinstimmung gebracht. Sobald dies erfolgt ist, können wir unsere Meditationsarbeit fortsetzen. Der physische Körper und die Begierdennatur sinken ihrerseits unter die Schwelle des Bewusstseins, wir konzentrieren uns im Denkvermögen und versuchen, dieses unserem Willen zu unterwerfen. Hier aber stehen wir vor unserem Problem. Das Denkvermögen weigert sich, die Form der von uns erwählten Gedanken anzunehmen und jagt in seiner Suche nach Material wie gewöhnlich über die ganze Welt. Anstatt über unseren «Saatgedanken» nachzudenken, fällt uns plötzlich ein, was wir diesen Tag tun werden; wir erinnern uns an jemanden, den wir sehen müssen, oder an irgendeine Sache, die unsere Beachtung erfordert, wir denken an jemanden, den wir sehr gern haben, und sinken dadurch sofort in die Welt der Emotionen zurück, so dass wir unsere ganze Arbeit von neuem beginnen müssen. Wir sammeln also wiederum unsere Gedanken und haben für eine halbe Minute auch Erfolg damit; dann aber erinnern wir uns an eine getroffene Verabredung oder an eine Arbeit, die jemand für uns tut, und schon befinden wir uns wieder in der Welt mentaler Reaktionen, und unser erwählter Gedankengang ist vergessen. Wiederum sammeln wir unsere zerstreuten Gedanken und mühen uns aufs neue, das widerspenstige Denken zu unterwerfen. Will Levington Comfort fasst dies in seinem 113. Brief wie folgt zusammen: «Unsere zerstreute Aufmerksamkeit! Wir wissen ja gar nicht, wie zerrüttet sie ist, bevor wir uns nicht zu konzentrieren beginnen, bevor nicht durch die Praxis der Konzentration eine neue Klarheit und Beständigkeit inmitten der brodelnden Unwissenheit des persönlichen Lebens heraufdämmert. Bei unseren früheren Meditationsversuchen setzten wir uns über solch abgedroschene Anweisungen, wie die Wahl eines Themas und das genaue, gewissenhafte Festhalten des Denkvermögens daran, einfach hinweg; wir stürmten über all das hinweg, aus Verlangen nach Ekstase, nach Einweihung, nach Mitteln und Wegen, wie wir glänzen und andere beherrschen könnten. Es wurde uns gestattet, in den sumpfigen Niederungen der Emotion - die wir die hellen Gebiete des Geistes nannten - zu weiden; wir durch denken, dass wir dächten ... bis sich dann in einer Notlage oder mit abnehmender Bedeutsamkeit die atemberaubenden Unsicherheiten und Unbeständigkeiten unseres Fundaments zeigten. Endlich davon überzeugt, machten wir uns eifrig daran, nochmals von Grund auf anzufangen und das Wort Beständigkeit leuchtet auf». [*U56] Im selben Brief fährt er fort: «Unsere Konzentrationsversuche sind gerade durch die Anstrengung, die wir darauf verwenden, zuerst atemlos. Diese Steifheit beeinträchtigt eine Zeitlang die erwünschten Ergebnisse, durch Übung aber erlangen wir schliesslich die Fähigkeit, unsere Gedanken auf ein einziges Ziel gerichtet zu halten, und zwar in einer Art müheloser Genügsamkeit, der man ohne Gefahr Kraft verleihen kann». [*U56] Wie wird dieser Zustand erreicht? Dadurch, dass wir bei unserer Meditation nach einem Plan oder Muster vorgehen, wodurch um das Denkvermögen herum automatisch eine Grenzlinie gezogen wird, welche diesem vorschreibt: «Bis hierher und nicht weiter». Wohlerwogen und mit intelligenter Absicht setzen wir unserer mentalen Aktivität Grenzen in einer solchen Form, damit wir gezwungenermassen erkennen, wann wir über sie hinausgehen. Wir wissen dann, dass wir uns wieder in den von uns selbst abgegrenzten Schutzwall zurückziehen müssen. Diese Befolgung einer Meditationsform ist gewöhnlich einige Jahre lang notwendig, wenn man nicht schon früher regelmässig meditiert hat; aber auch jene, die bereits das Stadium der Kontemplation erreicht haben, prüfen sich öfters selbst durch Benützung einer Form oder Vorlage, um Rückfälle in einen negativen, emotionellen Stillstand zu verhindern. Ich habe solche Formen wie die nachstehend angeführte in Zusammenarbeit mit ungefähr dreitausend Studierenden der Meditationstechnik während der letzten sieben Jahre verwendet und sie hat sich in so vielen Fällen bewährt, dass ich sie hier einschalte. Meditationsform zur Entwicklung der Konzentration. Stadien: 1. Erlangung physischer Bequemlichkeit und Kontrolle. 2. Der Atem wird als rhythmisch und regelmässig festgestellt. 3. Man stellt sich im Geiste vor, dass das dreifache niedere Selbst (das physische, emotionelle und mentale) a) mit der Seele in Verbindung steht; b) ein Kanal für die Seelen-Energie ist, der mittels des Denkvermögens direkt zum Gehirn führt. Von da aus kann der physische Mechanismus kontrolliert werden. 4. Sodann zielbewusste Konzentration durch Einsatz des Willens. Dazu gehört die Bemühung, das Denkvermögen regungslos (unbeirrbar) auf eine bestimmte Anordnung von Worten gerichtet zu halten, so dass deren Sinn und Bedeutung - also nicht nur die Worte als solche oder die Tatsache, dass wir zu meditieren versuchen - in unserem Bewusstsein klar und verständlich wird. 5. Dann sprecht mit konzentrierter Aufmerksamkeit: «Strahlender als die Sonne, reiner als der Schnee, feiner als der Äther ist das Selbst, der Geist in mir. Ich bin dieses Selbst. Dieses Selbst bin ich». 6. Dann konzentriert euch auf die Worte: «Du, o Gott, siehst mich». Beim konzentrierten Nachdenken über den Sinn und Gehalt, über die Bedeutung dieser Worte und über die sich daraus ergebenden Folgerungen wird dem Denkvermögen nicht gestattet, zu stocken, zu erlahmen oder abzuschweifen. 7. Die Konzentration wird dann mit Bedacht zu Ende geführt und mit neuerlicher Konzentration auf die zugrundeliegenden Ideen die folgende abschliessende Behauptung ausgesprochen: «Es gibt einen Frieden, der die Vernunft übersteigt; er wohnt in den Herzen derer, die im Ewigen leben. Es gibt eine Kraft, die alles neu macht; sie lebt und regt sich in jenen, die das Selbst als eins erkennen». Dies ist ausgesprochen eine Meditation für Anfänger. Sie enthält mehrere Brennpunkte der besinnlichen Sammlung und der Konzentration. Es gibt natürlich viele andere Meditationsformeln, welche die gleichen Resultate zustande bringen können, und noch viel mehr solcher Vorlagen für Fortgeschrittene. Es gibt Meditations-Muster, die für ganz bestimmte Leute ausgearbeitet wurden, um besondere Ergebnisse zu erzielen; es ist klar, dass solche Spezialformeln in einem Buche wie diesem nicht mitgeteilt werden können. Es ist hier nicht möglich, mehr als eine allgemeine, sichere Meditationsformel zu geben. Die Hauptsache bei allen diesen Vorlagen (und das ist gut zu beachten) ist, dass man das Denkvermögen MIT IDEEN und nicht mit Konzentrationsbemühungen AKTIV BESCHÄFTIGT HALTEN MUSS. Hinter jedem gesprochenen Wort, hinter jeder Meditationsstufe müssen der Wille zum Verstehen und eine zielbewusste, scharfe Gedankenkonzentration stehen. Auf der sechsten Stufe, beim Bemühen, über eine Wortformel zielbewusst zu meditieren, welche die Wahrheit verhüllt, sollte der Meditationsprozess nicht mechanisch werden, denn es ist verhältnismässig leicht, sich durch rhythmische Wiederholung bestimmter Worte in einen hypnotischen Zustand zu versetzen. Tennyson sagt man versetzte sich durch Wiederholung seines eigenen Namens in einen gehobenen Bewusstseinszustand. Das ist nicht unser Ziel. Der mechanisch |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |