Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Vom Intellekt zur Intuition, Seite 213 ff. (engl.)
vorübergehend eingeschläfert, und das menschliche Wahrnehmungsvermögen wird so rein mental; das Gehirnbewusstsein ist alles, was auf der physischen Ebene tätig ist.

b) Die Zurückziehung des Bewusstseins in die Gegend der Zirbeldrüse, so dass das Erkenntniszentrum des Menschen im Bereich zwischen der Zirbeldrüse und der Stirnmitte liegt. [*U32]

5. Wenn der Aspirant das getan und die Fähigkeit erworben hat, sich auf diese Weise im Kopfe zu konzentrieren, besteht das Ergebnis dieses Abstraktionsprozesses in folgendem:

Die fünf Sinne werden mittels des sechsten Sinnes, des Denkvermögens, ständig vereint gehalten; dieser ist der koordinierende Faktor. Später wird es klar, dass die Seele eine ähnliche Funktion zu erfüllen hat. Auf diese Weise wird die dreifache Persönlichkeit in direkte Verbindung mit der Seele gebracht; der Mensch verliert daher mit der Zeit das Gefühl für die Begrenzungen der Körpernatur, und das Gehirn kann durch die Seele über das Denkvermögen direkt beeinflusst werden. Das Gehirnbewusstsein wird in einem positiv wartenden Zustand gehalten, währenddessen es in all seinen Reaktionen der Erscheinungswelt gegenüber vollkommen - wenn auch nur zeitweilig - gehemmt ist.

6. Die hochgradig intellektuelle Persönlichkeit - mit ihrer im Bereiche des Hirnanhanges konzentrierten Aufmerksamkeit- beginnt mit dem höheren Zentrum in der Region der Zirbeldrüse übereinstimmend zu vibrieren. Dadurch entsteht ein magnetisches Feld zwischen dem positiven Seelen-Aspekt und der wartenden Persönlichkeit, die ja durch die konzentrierte Aufmerksamkeit aufnahmefähig wird. Dann strahlt - wie uns berichtet wird - das Licht auf, und der erleuchtete Mensch sowie das phänomenale Licht im Kopfe treten in Erscheinung. Dies alles ist die Folge eines disziplinierten Lebens und der Bewusstseinskonzentration im Kopfe. Diese letztere wiederum wird durch unermüdliche Konzentration im täglichen Leben sowie auch durch ausgesprochene Konzentrationsübungen zustandegebracht. Darauf folgt das Bestreben, zu meditieren und später, viel später macht sich die Kraft zur Kontemplation bemerkbar.

Das ist eine kurze Zusammenfassung des prinzipiellen Werdeganges, die notwendigerweise nur knapp und unvollständig ist. Die vorgebrachten Ideen müssen indes versuchsweise angenommen werden, bevor man an die Meditationsarbeit verständnisvoll herangehen kann. Die Annahme einer solchen Hypothese ist genau so gerechtfertigt wie die Annahme irgend einer anderen Hypothese, die als Arbeitsgrundlage für die Forschung und für ein methodisches Verfahren dient. Sie hat vielleicht sogar mehr Berechtigung, da so viele Tausende auf Grund dieser Annahme weitergekommen sind, die notwendigen Bedingungen erfüllt und als Ergebnis die Annahmen in Gewissheit umgewandelt haben; das war der Lohn für die Unvoreingenommenheit, Ausdauer und Forschung.

Da wir nun unsere Hypothese aufgestellt und einstweilen angenommen haben, wollen wir die Arbeit so lange fortsetzen, bis sich die Hypothese entweder als falsch erweist, oder bis sie unsere Aufmerksamkeit nicht mehr beschäftigt. Eine Hypothese braucht jedoch nicht notwendigerweise falsch zu sein, weil sie sich in der von uns zugemessenen Zeitspanne nicht beweisen lässt. Die Menschen geben ihr Streben auf diesem Wissensgebiete häufig deshalb auf, weil sie nicht die notwendige Ausdauer haben, oder weil sich ihr Interesse anderen Dingen zuwendet. Wir jedoch sind entschlossen, unsere Forschung fortzusetzen und den alten Techniken und Formeln Zeit zu geben, sich zu bestätigen. Wir wollen uns daher den ersten Erfordernissen unterwerfen und uns bemühen, im Leben eine stärker konzentrierte Denkweise anzuwenden und die tägliche Meditation und Konzentration zu pflegen. Wenn wir Anfänger sind oder ein ungeordnetes, flüchtiges, veränderliches und unstetes Denkvermögen haben, beginnen wir, Konzentration zu üben. Wenn wir dagegen geschulte Intellektuelle sind oder jene konzentrierte Aufmerksamkeit besitzen, die ein geschäftliches Training verleiht, brauchen wir das Denkvermögen nur auf ein neues Wahrnehmungsgebiet zu richten und können daher regelrecht zu meditieren anfangen. Interessierten Berufstätigen Meditation zu lehren, ist leicht.

Als nächstes kommt die regelmässige Meditation zur praktischen Anwendung, und für diese besondere Arbeit wird täglich eine bestimmte Zeit festgesetzt. Für den Anfang sind fünfzehn Minuten reichlich genug, und diese Zeitspanne sollte wenigstens ein Jahr lang beibehalten und nicht ausgedehnt werden. Wenn nun jemand behauptet, diese fünfzehn Minuten von den eintausendvierhundertvierzig Minuten das ganzen Tages nicht erübrigen zu können, dann kann man wohl sagen, dass es hier an Interesse mangelt. Fünfzehn Minuten können immer freigemacht werden, wenn der Wille das Bestreben unterstützt; immer aber ist es möglich, des Morgens fünfzehn Minuten früher aufzustehen, oder den morgendlichen Plausch mit der Familie aufzugeben, oder die benötigte Zeit von der Lektüre eines Buches, vom Besuch eines Kinos oder von einem Plauderstündchen im Laufe des Tages abzuzweigen. Wir wollen uns selbst gegenüber aufrichtig sein und die Dinge als das erkennen, was sie sind. Die Ausrede: «Ich habe keine Zeit» ist absolut schwach und beweist nur Mangel an Interesse. Wir wollen nun die Regeln betrachten, auf Grund deren wir weitergehen.

Vor allem wollen wir uns bemühen, für unsere Meditationsarbeit Zeit in den frühen Morgenstunden zu finden. Der Grund dafür ist der, dass sich unser Denken nach all dem Lärm und Trubel des Tages in einem Zustand heftiger Schwingung befindet; dies ist nicht der Fall, wenn die Meditation gleich am Morgen durchgeführt wird. Das Denken ist dann noch relativ ruhig und kann sich schneller auf die höheren Bewusstseinszustände einstellen. Ausserdem: wenn wir den Tag damit beginnen, unsere Aufmerksamkeit auf geistige Dinge und die Angelegenheiten der Seele zu konzentrieren, dann werden wir den Tag in einer ganz anderen Art und Weise durchleben. Wenn dies zur Gewohnheit wird, werden wir bald feststellen, dass sich unsere Reaktionen auf die Angelegenheiten des täglichen Lebens ändern, und dass wir die Gedanken der Seele zu denken beginnen. Dies wirkt sich dann zu einem gesetzmässigen Vorgang aus, denn «wie der Mensch denkt, so ist er.»

Als nächstes müssen wir einen Platz finden, der wirklich ruhig und störungsfrei ist. Ich meine damit nicht ruhig im Sinne von Lärmfreiheit - denn die Welt ist überall voller Geräusche, (und mit zunehmender Sensitivität werden wir sie noch geräuschvoller finden als wir dachten) - sondern frei von persönlicher Annäherung und der Störung durch andere Menschen. Hier möchte ich gerne auf eine geistige Haltung verweisen, die der Beginnende einnehmen sollte: Die der Verschwiegenheit. Meditations-Aspiranten sprechen gewöhnlich viel über die Schwierigkeiten, die ihnen seitens ihrer Familie und Freunde gemacht werden; dem Gatten ist es nicht recht, wenn seine Frau meditiert, oder umgekehrt; Söhne und Töchter unterbrechen gedankenlos und unüberlegt die Andacht der Eltern; Freunde stehen diesen Versuchen unsympathisch gegenüber. In den meisten Fällen aber liegt die Schuld beim Aspiranten selbst, und gerade Frauen sind in dieser Hinsicht die schlimmsten Ärgerniserreger. Die Menschen sprechen überhaupt zuviel. Es geht niemanden etwas an, was wir mit fünfzehn Minuten unserer Zeit am Morgen anfangen, und wir brauchen darüber kein grosses Gerede zu machen oder den Angehörigen einzuschärfen, sich ja ruhig zu verhalten, weil wir meditieren wollen. Das erweckt unvermeidlich eine Gegenreaktion. Wir wollen daher über die Art und Weise, wie wir unser geistiges Bewusstsein entfalten wollen, Schweigen bewahren; diese Sache geht nur uns selber an. Wir wollen über das, was wir tun, nicht sprechen, und unsere Bücher und Schriften vor anderen verschliessen, damit im Wohnzimmer nicht eine Menge Literatur herumliegt, an der andere nicht im geringsten interessiert sind. Sollte es jedoch unmöglich sein, eine kurze Zeit für die Meditation zu erübrigen, bevor sich die Familienmitglieder an ihre tägliche Arbeit machen oder bevor wir selbst dies tun, dann wollen wir die Zeit dafür im Laufe des Tages finden. Es findet sich immer ein Weg aus einer Schwierigkeit, wenn wir den festen Willen dazu haben, eine Möglichkeit, ohne unsere Pflichten und Verpflichtungen zu vernachlässigen. Es erfordert lediglich eine planvolle Zeiteinteilung und Schweigsamkeit.

Wenn wir also Zeit und Platz sichergestellt haben, setzen wir uns in einen bequemen Sessel und beginnen zu meditieren. Hier erhebt sich nun die Frage: Wie sollen wir sitzen? Ist die Stellung mit gekreuzten Beinen das Beste oder sollen wir knien, sitzen oder stehen? Dazu kann man nur sagen, dass die ungezwungene, normale Körperhaltung immer die beste ist. Das Sitzen mit gekreuzten Beinen war und ist im Orient sehr gebräuchlich, und es wurden viele Bücher über die verschiedenen Sitzarten, deren es etwa achtzig gibt, geschrieben. Auch wenn diese Körperhaltung in der Vergangenheit und im Osten üblich war, ist das noch kein Grund, sie auch für uns im Westen und jetzt als die beste anzusehen. Diese Sitzarten sind Überbleibsel einer Zeit, als die menschliche Rasse psychologisch und emotionell geschult werden musste; diese Disziplinierung ähnelt sehr der, die wir einem Kinde auferlegen, wenn wir es in eine Ecke schicken, damit es Ruhe gebe. Einige dieser Stellungen haben eine ursächliche Beziehung zum Nervensystem und zu jener inneren Struktur feiner Nerven, die von den Hindus NADIS genannt werden und die dem im Abendland erkannten Nervensystem zugrundeliegen.

Der Nachteil bei diesen Körperhaltungen liegt darin, dass sie zu zwei ziemlich unerwünschten Reaktionen führen; sie verleiten den Menschen dazu, das Denkvermögen auf die technischen Einzelheiten des Vorganges, und nicht auf das Ziel zu konzentrieren; und zweitens bringen sie oft ein angenehmes Überheblichkeitsgefühl mit sich, das darauf beruht, dass sie etwas zu tun versuchen, was die meisten nicht tun und das uns als potentielle Wissende aus der Masse heraushebt. Uns nimmt die Formseite der Meditation völlig in Anspruch, aber nicht der Urheber dieser Form; wir beschäftigen uns mit dem Nicht-selbst anstatt mit dem Selbst. Daher wollen wir jene Körperhaltung einnehmen, die uns am leichtesten vergessen lässt, dass wir einen physischen Körper haben. Für den westlichen Menschen ist dies sicherlich die sitzende Haltung. Die Haupterfordernisse dabei sind: aufrechtes Sitzen, so dass das Rückgrat eine gerade Linie bildet; entspanntes, aber nicht zusammengesunkenes Sitzen, so dass es nirgends im Körper Spannungen gibt; wir sollten auch das Kinn etwas senken, um jede Spannung im Nacken zu vermeiden. Viele Menschen richten in der Meditation ihre festgeschlossenen Augen krampfhaft nach oben, als ob die Seele irgendwo da oben wäre; sie sehen aus, als hätten sie ein Schwert verschluckt, und ihre Zähne sind fest aufeinandergepresst, (vielleicht um eine der Seele entwischte Inspiration am Entkommen zu hindern). Der ganze Körper ist «gesetzt», angespannt und fest verschlossen. Sie sind dann sehr erstaunt, dass nichts geschieht, ausser dass sich Müdigkeit und Kopfweh einstellt. Die Zurückziehung des Bewusstseins aus den Sinnesleitungen bedingt nicht die Entziehung des Blutes aus dem Körper und dessen Stauung im Kopfe, oder die unkontrollierte Beschleunigung der nervlichen Reaktionen. Meditation ist ein innerlicher Vorgang und kann nur dann erfolgreich durchgeführt werden, wenn der Körper entspannt und richtig ausgeglichen ist, und dann vergessen wird.

Die Hände sollen gefaltet im Schosse ruhen, die Füsse gekreuzt sein. Wenn der westliche Wissenschaftler mit seiner Behauptung, der menschliche Körper sei eine elektrische Batterie, recht hat, dann hat sein orientalischer Bruder sicherlich gleichfalls recht, wenn er sagt, dass in der Meditation negative und positive Energien zusammenkommen und dass dadurch das Licht im Kopfe hervorgebracht wird. Es ist daher weise, den Stromkreis zu schliessen.

Nachdem wir nun physische Bequemlichkeit und Entspannung erlangt und uns aus dem Körperbewusstsein zurückgezogen haben, wenden wir dann unsere Aufmerksamkeit der Atmung zu und vergewissern uns, ob sie ruhig, gleichmässig und rhythmisch ist. Hier möchte ich vor Atemübungen warnen, die nur von denen ausgeführt werden sollten, die schon viele Jahre der richtigen Meditation und der Läuterung der Körpernatur gewidmet haben. Wo Erfahrung und Reinheit fehlt, bringen Atemübungen sehr reale Gefahren mit sich. Darauf kann nicht oft und nachdrücklich genug hingewiesen werden. Es gibt heutzutage viele Schulen, die Atemübungen lehren, und viele vertreten die Ansicht, dass diese Übungen ein Mittel zu geistiger Entfaltung seien. Diese Übungen haben aber mit geistiger Entfaltung nicht das geringste zu tun, dagegen sehr mit psychischer Entwicklung, und sie führen zu vielen Schwierigkeiten und Gefahren. Es ist z.B. möglich, durch gewisse Atemübungen hellhörig und hellsichtig zu werden; wenn aber wahres Verstehen des Vorganges oder die richtige Kontrolle der «veränderlichen psychischen Natur» durch das Denkvermögen fehlt, bewirkt diese Atempraxis nur das gewaltsame Eindringen in neue phänomenale Gebiete. Der betreffende Mensch hat dann Fähigkeiten entwickelt, die zu kontrollieren er völlig ausserstande ist, und er macht sehr oft die Erfahrung, dass er Töne und Gesichter - die er hören und sehen lernte - nicht mehr ausschalten kann, und dass es ihm nicht mehr gelingt, den Kontakten sowohl aus der physischen als auch aus der psychischen Welt zu entkommen; er wird nach zwei Richtungen hin und her gerissen und kann keinen Frieden finden. Physische Töne und Gesichter sind sein normales Erbe und beeinflussen naturgemäss seine Sinne; wenn aber auch die psychische Welt mit den ihr eigenen Tönen und Gesichtern auf ihn einstürmt, dann ist er hilflos; er kann seine Augen nicht verschliessen, und er kann sich aus dieser unerwünschten psychischen Umgebung nicht entfernen.

Ein Doktor der Theologie und Pastor einer grossen Kirche schrieb mir vor kurzem, dass er zur Verbesserung seiner Gesundheit bei einem Lehrer, der in seine Stadt gekommen sei, Atemübungen gelernt habe. Die Folge dieser gutgemeinten Unwissenheit bestand darin, dass sich ihm das innere Hören im psychischen Sinne auftat. Er schrieb mir in diesem Brief: «Während ich ihnen auf meiner Maschine schreibe, kann ich alle Arten von Stimmen, Worten und Geräuschen hören, die nicht physischer Natur sind. Ich kann sie nicht zum Schweigen bringen

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.