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Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali), Seite 123 ff. (engl.) |
Atom seines Körpers vor Eifer und Bemühen brennt.
2. Geistiges Studium, das sich auf die Fähigkeit des Mentalkörpers bezieht, ein Symbol zu verstehen, d.h. den Wesensgehalt hinter der äusseren Form zu erkennen. 3. Völlige Hingabe an Ishvara, die sich auf den Astral- oder Emotionalkörper bezieht. Das ganze Herz verströmt sich in Liebe zu Gott - zu Gott im eigenen Herzen, zu Gott im Herzen des Bruders und zu Gott, der in jeder Form erkannt wird. Glühendes Streben ist die Sublimierung von Karma Yoga. Hingabe an Ishvara ist die Sublimierung von Bhakti Yoga; geistiges Studium hingegen ist die erste Stufe zum Raja Yoga. «Hingabe an Ishvara» ist ein weitreichender und allgemeiner Begriff; er umfasst die Beziehung des persönlichen Selbstes zum höheren Selbst, zum Ishvara oder Christusprinzip im Herzen. Er umfasst auch die Beziehung des individuellen Ishvara zum universalen oder kosmischen Ishvara. Er betrifft auch die Erkenntnis, dass die [124] Seele im Menschen ein Wesensteil der Überseele ist. Daraus entsteht Gruppenbewusstsein, das Endziel der königlichen Wissenschaft. Hingabe bedingt gewisse Qualitäten, die der Hingebende erkennen und besitzen muss. 1. Die Fähigkeit, sich zu dezentralisieren, seine egozentrische und selbstsüchtige Einstellung umzuwandeln in die Hinwendung zu dem, was geliebt wird. Es wird auf alles verzichtet, wenn nur das Objekt der Verehrung gewonnen wird. 2. Unterordnung unter das, was geliebt wird, wenn dieses erst einmal erkannt worden ist. Das ist in einigen Übersetzungen «unbedingter Gehorsam gegenüber dem Meister» genannt worden; und das ist die richtige und genaue Übersetzung. Aber angesichts der Tatsache, dass das Wort Meister (für den Okkultisten) einen Adepten bezeichnet, haben wir das Wort «Ishvara» vorgezogen, den einen Gott im Herzen des Menschen, den göttlichen Jiva, den «Punkt göttlichen Lebens» im Mittelpunkt des Seins eines Menschen. Er ist in allen Menschen gleich, im Wilden sowohl als auch im Adepten. Der Unterschied liegt nur darin, bis zu welchem Grad er offenbar und wirksam wird. Völliger Gehorsam im Sinn der Unterordnung des Willens unter den Willen eines Lehrers oder Meisters wird in der wahren Yoga-Wissenschaft niemals gelehrt. Alle Methoden und Regeln des Yoga dienen nur dem einen Zweck, den niederen Menschen dem Willen des Innengottes unterzuordnen. Das muss sorgfältig beachtet werden. «Geistiges Studium» ist die wichtigste okkulte Vorbedingung dafür. Jede Form ist das Ergebnis von Gedanke und Ton. Jede Form umhüllt oder verbirgt eine Idee oder Vorstellung. Jede Form ist daher nur das Symbol oder die versuchte Darstellung einer Idee; [125] und das gilt ohne Ausnahme für alle Ebenen unseres Sonnensystems, auf denen Formen zu finden sind, mögen diese nun von Gott, von Menschen oder von Devas geschaffen sein. Eines der Ausbildungsziele eines Jüngers ist es, ihn zu befähigen, herauszufinden, was irgendeiner Form in irgendeinem Naturreich zugrunde liegt, und dadurch die Art der geistigen Energie zu bestimmen, welche die Form ins Dasein brachte. Die gewaltige Grösse und Vielseitigkeit dieser kosmischen Symbolik dürfte auch dem oberflächlichsten Denker einleuchten. Der Anfänger auf dem Pfad der Jüngerschaft muss lernen, die vielen Formen in spezielle Gruppen zu sondern, die für gewisse Grundgedanken typisch sind. Er muss die Ideen deuten, die gewissen Symbolen zugrunde liegen, und auf die besonderen Impulse achten, die latent in jeder Form enthalten sind. Er kann das praktisch in der Umgebung und an dem Platz tun, wo er sich befindet. Er kann die Idee zu ergründen suchen, die sich in der Form seines Bruders verhüllt. Er kann hinter dem Körper eines jeden Menschen nach Gott suchen. Dieser Lehrspruch führt daher den Aspiranten mitten in das praktische Leben; er stellt ihn vor die drei Grundfragen, und durch das Bemühen, sie richtig zu beantworten, verschafft sich der Aspirant zwangsläufig das Rüstzeug für den Pfad. Diese drei Gewissensfragen sind: 1. Auf welches Ziel richtet sich alles Verlangen und Streben meiner Seele, auf Gott oder auf materielle Dinge? 2. Bringe ich meine ganze niedere Natur unter die Herrschaft Ishvaras, des wahren geistigen Menschen? 3. Sehe ich in meinen täglichen Begegnungen Gott hinter jeder Form und jedem Ereignis? 2. Das Ziel [126] dieser drei Bestrebungen ist, die Vision der Seele zu erreichen und die Hindernisse zu beseitigen. Es ist interessant, dass hier «die Vision der Seele» vor der Beseitigung der Hindernisse rangiert; das besagt, dass die Vision auch denen möglich ist, die sich noch nicht vervollkommnet haben. Die Vision kommt in jenen Augenblicken erregender Begeisterung und hohen geistigen Strebens, für welche die meisten Menschen empfänglich sind. Sie gibt den notwendigen Antrieb zu jener Entschlossenheit und Ausdauer, die für die Beseitigung der Hemmnisse erforderlich sind. Der Ausdruck «Beseitigung der Hemmnisse» oder das «Zunichtemachen der Hindernisse» (wie er manchmal übersetzt wird) ist ein weiter und allgemeiner Begriff. Hindu-Kommentatoren weisen darauf hin, dass er sogar die Ausrottung der Keime jener Hindernisse und ihre totale Vernichtung wie durch Feuer mit einschliesst. So wie ein verbrannter, verdorrter Keim nicht mehr fähig ist, sich fortzupflanzen und Früchte zu tragen, genauso werden die das geistige Wachstum hemmenden Keime unfruchtbar gemacht. Diese Keime kommen in drei Gruppen vor; eine jede von ihnen erzeugt eine grosse Menge von Hindernissen oder Hemmnissen auf den drei Ebenen der Entwicklung des Menschen. Es sind dies: Erstens die im physischen Körper latenten Keime, zweitens jene, welche die Hindernisse im Astralkörper hervorrufen, und schliesslich die Keime, die im Mentalkörper schlummern. In jeder Gruppe sind sie von dreierlei Art, so dass es genau neun Arten von Keimen sind. 1. Keime, die aus früheren Leben herübergebracht wurden. 2. Keime, die in diesem Leben gesät wurden. 3. Keime, die durch [127] die Familie oder Rasse, mit der man verbunden ist, in unseren Lebensbereich gebracht wurden. Diese Keime sind es, die das Erschauen der Seele und das freie Strömen der geistigen Energie hemmen und behindern. Patanjali sagt, dass es fünf Arten von Hindernissen sind, und führt sie einzeln auf. Einige Erläuterer haben das Wort mit Ablenkung übersetzt. Alle drei Ausdrücke sind gleich richtig und jeder kann gebraucht werden. Es könnte vielleicht folgendes gesagt werden: a. Das Wort «Hemmnis» ist technisch richtiger, wenn es auf die physische Ebene angewendet wird. b. Das Wort «Hindernis» ist richtiger, wenn es auf jene Dinge angewendet wird, die durch das Medium des Astralkörpers die Vision der Seele verhindern. c. Das Wort «Ablenkung» bezieht sich mehr auf die Schwierigkeiten, die auf den Menschen zukommen, der versucht, das Denken zur Ruhe zu bringen, um die Seelen-Vision zu erlangen. 3. Die leid-verursachenden Hindernisse sind Avidya (Unwissenheit), Ichgefühl, Begehren, Hass und Anhangen. Das sind die fünf falschen Denkweisen oder Vorstellungen, die seit undenklichen Zeiten und viele Leben hindurch die Menschen an der Erkenntnis hindern, dass sie Söhne Gottes sind. Diese Vorstellungen bringen den Menschen dazu, dass er sich mit dem Niederen und Materiellen identifiziert und die göttliche Wirklichkeit [128] vergisst. Diese falschen Auffassungen sind es, die aus der göttlichen Monade einen verlorenen Sohn machen und ihn fortschicken, in das ferne Land, wo er sich von den Trebern irdischen Daseins ernährt. Diese irrigen Vorstellungen müssen überwunden und abgetan werden, ehe ein Mensch «seine Augen aufheben», wieder den Vater und des Vaters Haus mit seinen geistigen Augen schauen und bewusst den Heimweg antreten kann. Zwei der Hindernisse, Unwissenheit und Ichgefühl, sind mit der Persönlichkeit, der Synthese auf der physischen Ebene verbunden; Begierde hat eine ursächliche Beziehung zum Astralkörper, zum Träger der Gefühle; Hass und Anhangen (oder Verhaftetsein) sind die Folgen von egoistischen Tendenzen (dem Ahamkara-Prinzip) und beleben den Mentalkörper. So ist die dreifache Persönlichkeit das Feld für die Saatkeime, die sich im Boden des persönlichen Lebens in den drei Welten vermehren, die gedeihen und wachsen und den wahren Menschen in seinem Wachstum behindern. Diese Keime müssen zerstört werden; ihre Vernichtung hat drei Ergebnisse: a. Das Karma wird abgetragen. b. Die Befreiung wird erreicht. c. Die Schau der Seele wird vollkommen. 4. Avidya (Unwissenheit) ist die Ursache aller anderen Hindernisse, mögen sie nun latent sein, gerade beseitigt werden, überwunden oder in voller Wirksamkeit sein. Zuerst erweckt der Umfang dieses Lehrspruchs unsere Aufmerksamkeit. Er führt uns in Gedanken zum Ursprung allen Übels, und in seinem Hinweis auf die Hindernisse umfasst er alle nur möglichen Stadien ihres Bestehens. Dieser Satz summiert die Verfassung [129] eines jeden Menschen, angefangen vom Zustand des Wilden, über alle Zwischenstadien bis zum Zustand der Arhatschaft, in dem die letzten Fesseln der Unwissenheit abgestreift werden. Er besagt, dass der Grund, warum das Böse existiert, warum Selbstsucht und persönliches Begehren jeder Art offensichtliche Tatsachen sind, letzten Endes Avidya oder Unwissenheit ist, die durch die Einengung in eine Form entsteht. Bei der Erforschung der Gesetze der geistigen Entfaltung wird der Aspirant gleich am Anfang daran erinnert, dass zwei Faktoren berücksichtigt werden müssen, die auf der Tatsache der Manifestation beruhen: 1. Die Tatsache, dass die göttlichen Funken geistigen Lebens vom Nicht-Selbst angezogen und im Verlauf der Involution (Abstieg des Geistes in die Materie) absorbiert werden. 2. Die Tatsache, dass das Annehmen einer Form zwangsläufig mit Beschränkung verbunden ist. Diese beiden Tatsachen müssen als wahr in bezug auf den Sonnenlogos, den planetarischen Logos, auf einen Menschen oder ein Atom anerkannt werden. Jede Form göttlichen Lebens (die unendlich kleine und die unendlich grosse) verhüllt oder verbirgt einen Bruchteil geistiger Energie. Der Funke geistigen Daseins ist infolgedessen zwangsläufig eingeschlossen, abgeschnitten und in sich selbst begrenzt, und nur die Kontakte des Daseins und das Ringen der geistigen Einheit in der Form können die schliessliche Freisetzung zustandebringen. Unter den gegebenen Umständen und während der Inkarnation bleibt der verhüllte Lichtfunke in Unwissenheit dessen, was ausserhalb seiner selbst liegt; er muss sich schrittweise zu immer grösserer Freiheit durchkämpfen. Sein Bewusstsein [130] geht zuerst nicht über den Bereich seiner Form hinaus, und er bleibt in Unwissenheit über alles, was ausserhalb dieses Bereichs liegt. Die durch Begehren zustandegekommenen Kontakte bewirken, dass aus Unwissenheit allmählich Wissen wird, und dass der Mensch (denn wir wollen in diesem Zusammenhang nur die menschliche Einheit betrachten, obwohl die Grundgesetze für alle Formen göttlichen Lebens gelten) allmählich seiner selbst und seiner Umgebung bewusst wird. Da diese Umgebung dreifältig ist - physisch, astral und mental - und da er drei Körperhüllen hat, mittels deren er mit den drei Welten in Verbindung treten kann, ist der Zeitraum, in dem dieses Erwachen vor sich geht, ungeheuer lang. Der alte Kommentar sagt hierzu: «In der Vorhalle des Nicht-Wissens werden die dreifachen Hüllen erkannt. Das solare Leben hat seinen dichtesten Punkt erreicht, und so tritt der ganze Mensch |
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