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Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali)

26. Ishvara, der von zeitbedingten Zuständen unabhängige Gurudeva, ist der Lehrer der Urherren.

27. Das Wort Ishvaras ist AUM (oder OM). Es ist das Pranava.

28. Wer das Wort ertönen lässt und über dessen Bedeutung nachdenkt, findet den Weg.

29. Dadurch lernt man das Selbst (die Seele) erkennen und es werden alle Hindernisse beseitigt.

30. Die Hindernisse für das Erkennen der Seele sind: körperliches Unvermögen, mentale Trägheit, falsches Fragestellen, Zerstreutheit, Schlaffheit, Mangel an Gelassenheit, irrige Wahrnehmung, Unfähigkeit zur Konzentration, und das Unvermögen, die erreichte meditative Haltung beizubehalten.

31. Schmerz, Verzweiflung, falsch angebrachte körperliche Aktivität und unrichtige Lenkung (oder Steuerung) der Lebensströme sind die Folgen der Hindernisse in der niederen psychischen Natur.

32. Um die Hindernisse und ihre Begleiterscheinungen zu überwinden, muss man den Willen intensiv auf eine Grundwahrheit (oder Prinzip) richten.

33. Die Ruhe des Chitta (der Denksubstanz) kann durch stetes Mitgefühl, Herzensgüte, Zielstrebigkeit und dadurch erlangt werden, dass man in Freud und Leid und gegenüber jeder Art von Gut und Böse gleichmütig-gelassen bleibt.

34. Die Ruhe des Chitta kann auch durch Regulierung des Prana oder Lebensodems erreicht werden.

35. Beständigkeit des Denkens kann durch jene Konzentrationsarten erreicht werden, die mit den Sinneswahrnehmungen zu tun haben.

36. Durch Meditieren über Licht und Strahlung kann man ein Wissen über den Geist gewinnen und so Frieden erlangen.

37. Das Chitta wird beständig und frei von Illusionen, wenn die niedere Natur geläutert und ihr nicht mehr nachgegeben wird.

38. Ruhe (Beständigkeit des Chitta) lässt sich durch Meditation über das Wissen erreichen, das uns durch Träume vermittelt wird.

39. Ruhe kann auch dadurch erlangt werden, dass man sich auf das konzentriert, was dem Herzen am teuersten ist.

40. So erstreckt sich sein Erkenntnisbereich vom unendlich Kleinen bis zum unendlich Grossen, und so vervollkommnet er sein Wissen, angefangen von Annu (dem Atom oder kleinsten Teilchen) bis zum Atma (Geist).

41. Wer die Vrittis (mentalen Modifikationen) völlig beherrscht, erlangt einen Zustand der Wesenseinheit oder Gleichheit mit dem, was erkannt wird. Der Erkennende, das Erkannte und das Feld des Erkennens werden eins, so wie ein Kristall die Farben dessen annimmt, was sich in ihm widerspiegelt.

42. Wenn der Wahrnehmende das Wort, die Idee (oder zugrundeliegende Bedeutung) und das Objekt miteinander in Verbindung bringt, so nennt man diesen mentalen Vorgang verständiges Beurteilen und Folgern.

43. Wahrnehmung ohne vernunftgemässes Urteilen wird erreicht, wenn der Einfluss des Gedächtnisses ausgeschaltet ist, und wenn jenseits von Wort und Objekt nur noch die Idee vorhanden ist.

44. Die beiden Arten der Konzentration (mit und ohne verständiges Beurteilen) können auch auf feinstoffliche Dinge angewendet werden.

45. Das Grobstoffliche führt zum Feinstofflichen, und dieses führt stufenweise fortschreitend zum Zustand reinen geistigen Seins, der Pradhana genannt wird.

46. Das alles gehört zur Meditation mit einem Saatgedanken.

47. Wenn dieser überkontemplative Zustand erreicht ist, erlangt der Yogi durch die ausgeglichene Ruhe des Chitta (der Denksubstanz) reine geistige Erkenntnis.

48. Seine Wahrnehmung ist nun unfehlbar genau. (oder: sein Denken enthüllt nur die Wahrheit).

49. Diese besondere Wahrnehmung ist einzigartig; sie offenbart das, was das rationelle Denken (das auf Beweis, Ableitung und Folgerung beruht) nicht ergründen kann.

50. Sie ist allen anderen Eindrücken feind und verdrängt sie.

51. Wenn auch dieser Zustand des Wahrnehmens überwunden oder verdrängt ist, dann ist das reine Samadhi erreicht.

DIE YOGA LEHRSPRÜCHE VON PATANJALI

Buch I

Das Problem der Vereinigung

1. AUM. (OM) Die folgende [7] Unterweisung behandelt die Wissenschaft von der Vereinigung.

AUM ist das Wort der Herrlichkeit. Es bedeutet das fleischgewordene Wort und die sichtbare Schöpfung des zweiten göttlichen Aspekts auf der Ebene der Materie. Dieses strahlende Erscheinen der Söhne der Rechtschaffenheit in der Welt wird dadurch erreicht, dass die in diesem Buch enthaltenen Regeln befolgt werden. Wenn alle Menschenkinder bewiesen haben, dass sie auch Gottes Kinder sind, wird auch der kosmische Gottessohn in noch grösserer Herrlichkeit erstrahlen. Der grosse Eingeweihte Paulus hat das visionär erschaut, als er sagte: «Alle Kreatur sehnt sich mit uns und ängstet sich noch immerdar ... wartend auf die Offenbarung der Kinder Gottes». (Römer VIII))

Raja Yoga, die Wissenschaft der Vereinigung, gibt die Regeln und Wege an, wie

1. ein bewusster Kontakt mit der Seele, dem zweiten Aspekt, dem Christus in uns, hergestellt werden kann,

2. Wissen über das Selbst erlangt und dessen Herrschaft über das Nicht-Selbst aufrechterhalten werden kann;

3. die Kraft des [8] Egos (der Seele) im täglichen Leben verspürt werden kann und wie die Seelenkräfte offenbar werden können;

4. die niedere psychische Natur unterworfen werden kann und die höheren psychischen Fähigkeiten sichtbar bekundet werden können;

5. das Gehirn mit der Seele in Verbindung kommt und Botschaften von ihr empfangen werden können;

6. das «Licht im Kopf» verstärkt werden kann, so dass der Mensch zu einer lebendigen Flamme wird;

7. der Weg gefunden und der Mensch selbst zum Weg werden kann.

Die nachstehend angeführten Dreiheiten können für den Schüler von Wert sein, besonders wenn er daran denkt, dass die mittlere Spalte die Ausdrücke enthält, die auf die Seele, den zweiten Aspekt, anwendbar sind. Die zu erstrebende Vereinigung ist die des dritten und zweiten Aspekts. Dieses Ziel wird bei der dritten Einweihung (in christlicher Terminologie: durch die Verklärung) erreicht. Später kommt dann eine Synthese zwischen dem vereinigten dritten und zweiten Aspekt, und dem ersten Aspekt zustande.

1. Aspekt #2. Aspekt #3. Aspekt

Geist #Seele #Körper

Vater #Sohn (Christus) #Heiliger Geist

Monade #Ego #Persönlichkeit

Göttliches Selbst #Höheres Selbst #Niederes Selbst

Leben #Bewusstsein #Form

Energie #Kraft #Materie

Der Herr #Der Engel des Herrn #der Mensch

Es ist da ein klarer Unterschied zu machen zwischen dem eben angedeuteten Christus-Prinzip (einem hohen geistigen Aspekt, den jeder Mensch erreichen muss) und dem gleichen Ausdruck, der auf eine Persönlichkeit hohen Ranges angewandt wird, die dieses Prinzip repräsentiert, sei es in historischer Beziehung auf den Meister von Nazareth oder in anderer Weise.

2. Diese Vereinigung (Yoga) wird durch Unterjochung der psychischen Natur und durch die Zügelung des Chitta (Denkvermögens) erreicht.

Der nach Vereinigung [9] strebende Mensch hat zweierlei zu tun:

1. Er muss über die «unbeständige psychische Natur» die Herrschaft erlangen, und

2. Er muss das Denken davon abhalten, die vielen Formen anzunehmen, die es so willig bildet. Diese werden häufig «Modifikationen des Denk-Prinzips» genannt.

Diese beiden Bemühungen führen zur Beherrschung des emotionellen Körpers und damit des Verlangens; sie bringen den mentalen Körper und damit das Manas (das begriffliche Denken) unter Kontrolle. Der Schüler sollte daran denken, dass unbeherrschtes Verlangen und unreguliertes Denken das Licht der Seele ausschalten und dem geistigen Bewusstsein entgegenwirken. Eine Vereinigung ist so lange unmöglich, als die Schranken bestehen. Der Meister lenkt darum (zu Beginn der Unterweisung) die Aufmerksamkeit des Schülers auf die praktische Arbeit, die getan werden muss, um dieses Licht freizumachen, so dass es «an einem dunklen Ort», das heisst auf der physischen Ebene hervorbrechen kann. Man muss dabei folgendes bedenken: Erst wenn (okkult gesprochen) die niedere Natur beherrscht ist, kann sie die höhere offenbaren. Erst wenn der zweite Aspekt des niederen persönlichen Selbstes (der emotionelle Körper) unterjocht oder umgewandelt ist, kann das Christus-Licht (der zweite Aspekt des Ego) gesehen werden. Später wird dann in diesem Licht die Monade, der Vater, der Eine, offenbar werden.

Ebenso wird, wenn der erste Aspekt des niederen persönlichen Selbstes, der Mentalkörper, beherrscht wird, der Willensaspekt des Ego, und durch dessen Wirksamkeit der Wille des Logos erkannt. Es gibt [10] im geistigen Leben gewisse Linien des geringsten Widerstandes, durch die bestimmte Kräfte oder Energien freigesetzt werden.

a. Emotionell #intuitiv/buddhisch #monadisch #zum Herzen des Strebenden.

b. Mental #spirituell/atmisch #logoisch #zum Kopf des Strebenden.

Dem Schüler wird darum das Wort der Zügelung (der Kontrolle) als Schlüssel für alle seine Bemühungen gegeben.

Das Chitta ist die Denksubstanz, der Mentalkörper, die Fähigkeit des Denkens und der Bildung von Gedankenformen, die Gesamtsumme der mentalen Vorgänge. Es ist das vom Ego (von der Seele) beherrschte Material, aus dem Gedankenformen gebildet werden.

Die «psychische Natur» ist das Kama-Manas (Wunschdenken), der emotionelle oder Astralkörper mit einem Anflug von Denken. Es ist das Material, in das alle unsere Wünsche und Gefühle gekleidet sind. Dadurch werden sie zum Ausdruck gebracht.

Diese beiden Arten von Substanz folgen ihrer eigenen Entwicklungslinie. Nach dem Plan des Logos werden die Lebensgeister oder göttlichen Funken durch das wechselseitige Einwirken von Geist und Materie zunächst zu ihnen hingezogen und dann von ihnen eingeschlossen. Durch die Beherrschung dieser Substanzen und durch die Zügelung ihrer instinktmässigen Tätigkeiten sammeln diese

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.