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Vom Intellekt zur Intuition, Seite 238 ff. (engl.)
und davon, welche Erscheinungsformen diese Ideen in der Materie annehmen.

Durch Meditation kommen wir mit einem Teil des Planes in Berührung. Wir sehen die Schablonen des Grossen Architekten des Universums und es wird uns Gelegenheit gegeben, an ihrem Sichtbarwerden in der äusseren Existenz teilzunehmen, und zwar durch unseren Kontakt mit den in der Meditation erhaschten Ideen und durch deren richtige Interpretation.

Es dürfte also verständlich sein, dass der Aspirant unbedingt ein gut geschultes und ausgerüstetes Denkvermögen besitzen muss, wenn er das Geschaute fehlerfrei auffassen und deuten soll; es leuchtet ein, dass er imstande sein sollte, die Gedanken, mit denen er die nebelhaften Ideen zu umkleiden versucht, klar zu formulieren und diese wiederum dem wartenden Gehirn durch klares Denken einzuprägen. Es kann schon sein, dass «Gott» in vielen Fällen seine Pläne mit Hilfe menschlicher Wesen ausführt; er bedarf jedoch dazu intelligenter Vollzugsorgane. Er braucht Männer und Frauen, die nicht dümmer sind als die von den Menschheitsführern zur Mitarbeit herangezogenen Helfer. Gott einfach zu lieben genügt nicht ganz. Es ist wohl ein Schritt in der rechten Richtung, doch führt eine nicht durch klare Vernunft ausgeglichene Ergebenheit leicht zu unvernünftigen Handlungen und unbedachten Anstrengungen. Gott hält nach denen Ausschau, die geschulte, hochentwickelte Denkvermögen und ausgezeichnete Gehirne (als sensitive Aufnahme-Apparate höherer Eindrücke) besitzen, damit das Werk in der richtigen Weise vorangebracht werden kann. Man könnte vielleicht sagen, dass die Heiligen und Mystiker uns das Wesen des Göttlichen Lebens, und die Qualität der Ideen, die Seine Aktivitäten in der phänomenalen Welt bestimmen, offenbart haben; die Wissenden der Welt und die Intellektuellen der Menschenrasse aber müssen ihrerseits der Welt die Synthese des Planes und die Göttliche Absicht offenbaren. So werden wir den goldenen Faden finden, der uns aus dem Irrgarten unserer gegenwärtigen chaotischen Weltsituation in das Licht der Wahrheit und des Verstehens führen wird.

Man darf nicht vergessen dass wir in einer Welt der Energien und der Kräfte leben. Die Macht der öffentlichen Meinung, die meistens emotionell ist und oft durch irgendwelche grundlegende Ideen, die von guten, schlechten oder indifferenten Denkern formuliert wurden, in Gang gesetzt wird, ist wohlbekannt und ist eine Energieform, die gewichtige Resultate hervorbringt. Die verheerende Wirkung unbeherrschter Gefühlsausbrüche z.B. ist ebenfalls gut bekannt und ist abermals der sichtbare Beweis einer Kraft. Der ständig gebrauchte Ausdruck: «Die Naturkräfte» beweist uns, dass der Mensch seitdem er überhaupt zu denken begann gewusst hat, dass alles Energie ist. Die Wissenschaftler sagen, dass alles eine Erscheinungsform von Energie ist. Es gibt nichts anderes als nur Energie, die durch uns strömt, die in uns arbeitet und in der wir versunken sind. Alle Formen sind aus Atomen erbaut, sagt man, und Atome sind Energieeinheiten. Der Mensch ist also selber Energie, aus Energieeinheiten gebildet, lebt in einer ähnlich beschaffenen Welt und arbeitet die ganze Zeit mit Energie.

Das jede Meditation bestimmende grundlegende Gesetz ist das von Weisen Indiens vor vielen Jahrhunderten formulierte Gesetz: «Dem Gedanken folgt Energie». Energie strömt aus dem Reich der Ideen (dem Reich seelischer Erkenntnis) herab. Die «öffentliche Meinung» des Seelenreiches sickert nach und nach in die grobmaterielle Gedankenwelt der Menschen, und darauf können alle fortschrittlichen Bewegungen der gegenwärtigen Zeit, alle Organisationen für die allgemeine Wohlfahrt und die Besserstellung von Gruppen, alle religiösen Vorstellungen und alles äussere Wissen über die Ursachen der sichtbaren Welt zurückgeführt werden. Diese Ideen nehmen zuerst einmal eine gedankliche Form an und werden von irgendeinem Denker aufgenommen, der darüber nachsinnt oder sie einer anderen Denkergruppe weitergibt, so dass das «Durchdenken» Fortschritte macht. Dann beginnt das Verlangen sich einzuschalten, es kommt zu einer emotionellen Reaktion auf die von den Ideen hervorgerufenen Gedanken, und der Bau der Form geht allmählich vor sich. So geht das Werk weiter, die Energien der Seele, des Denkvermögens und der Wunschnatur verbinden sich folgerichtig mit der Energie der Materie, und so entsteht eine ganz bestimmte Form. Jede Form, sei es die einer Nähmaschine, einer sozialen Ordnung oder eines Sonnensystems, kann als die Materialisation der Gedanken irgendeines Denkers oder einer Denkergruppe angenommen werden. Es ist eine Art schöpferischer Arbeit; die gleichen Gesetze des Inerscheinungtretens haben den ganzen Verlauf bestimmt, und das ganze schöpferische Werk ist mit Energie irgendeiner Art verdichtet worden. Der Student der Meditation darf daher nicht vergessen, dass er stets mit Energien arbeitet und dass diese verschiedenen Energien einen ganz bestimmten Einfluss auf die Energien ausüben, aus denen er selber besteht (wenn ein solcher Ausdruck statthaft ist).

Es ist daher klar, dass der, der meditieren lernt, sich bemühen muss, zweierlei Dinge zu tun:

Erstens: Er muss lernen, das, was er gesehen und erfahren hat, in sein Denkvermögen «herunterzubringen», richtig zu interpretieren und es nachher dem aufmerksamen und beeindruckbaren Gehirn fehlerfrei und genau zu übermitteln. Auf diese Weise wird der Mensch der Dinge des Reiches Gottes im physisch-wachen Bewusstsein gewahr.

Zweitens: Er muss das Wesen der Energien, mit denen er in Berührung kommt, verstehen lernen und sich in ihrer richtigen Anwendung ausbilden.

Hier ein praktisches, allgemein anerkanntes Beispiel dafür. Uns erfasst Zorn oder Ärger. Instinktiv beginnen wir zu schreien. Warum? Weil uns emotionelle Energie in ihrer Gewalt hat. Wenn wir aber die Energie des gesprochenen Wortes beherrschen lernen, beginnen wir diese besondere Art emotioneller Energie zu meistern.

In diesen beiden Ideen: rechte Interpretation und rechte Übertragung sowie richtige Anwendung von Energie ist die ganze Bedeutung der Meditation zusammengefasst. Das zeigt das Problem der Studierenden auf und erklärt auch, warum alle weisen Lehrer der Meditationstechnik ihre Schüler zu sorgfältigem und langsamem Vorgehen anhalten.

Es ist wesentlich, dass wir uns darüber klar sind, dass Meditation sehr gefährlich werden und den Menschen in ernste Schwierigkeiten bringen kann; sie kann zerstörend und zerrüttend wirken; sie kann mehr Schaden als Nutzen bringen und für den Menschen verhängnisvoll werden, wenn er ohne richtiges Verstehen dessen, was er tut und wohin es ihn führt, den Weg des Wissenden betritt. Sie kann aber andererseits tatsächlich zum «Werk der Erlösung» werden und den Menschen aus all seinen Schwierigkeiten herausführen; sie kann aufbauend und befreiend sein und dem Menschen durch richtige und gesunde Methoden den Weg weisen, der aus Dunkelheit zum Licht, vom Tod zur Unsterblichkeit und vom Unwirklichen zum Wirklichen führt.

Eine etwas nähere Betrachtung dieser beiden Punkte mag hier von Nutzen sein.

Wir haben eingesehen, dass der Aspirant sehr darauf achten muss, dass es ihm gelingt, die Phänomene der spirituellen Welt, mit denen er in Kontakt kam, genau und richtig in sein physisches Gehirnbewusstsein durchzubringen. Wahrscheinlich aber wird es lange Zeit dauern, bevor er in diese Welt überhaupt eindringen kann. Daher hat er zu lernen, zwischen diesen Wahrnehmungsgebieten, die sich ihm mit zunehmender Empfänglichkeit eröffnen, einen Unterschied zu machen und Art und Wesen des Gehörten und Gesehenen zu erkennen. Wir wollen einige der Phänomene des niederen Denkvermögens, die von Studierenden dauernd missverstanden werden, kurz betrachten.

Die Studierenden erleben z.B. eine verzückte Begegnung mit Christus oder einer anderen Grossen Seele, die ihnen in der Meditation erschien, ihnen zulächelte und ihnen verhiess: «Sei guten Mutes; du machst gute Fortschritte, du bist ein erwählter Mitarbeiter und dir wird Wahrheit enthüllt werden», - oder so etwas ähnliches Albernes. Das Ereignis durchschauert sie; sie vermerken es in ihrem Tagebuch und schreiben mir voll Freude, dass dieses Vorkommnis ein ganz bedeutungsvolles Ereignis in ihrem Leben war. Dies könnte es sein, wenn sie davon den richtigen Gebrauch machen und die darin enthaltene Lektion lernen. Was ist aber wirklich geschehen? Hat der Student wirklich Christus gesehen? Hier müssen wir uns an die Binsenwahrheit erinnern, dass «Gedanken Dinge sind» und dass alle Gedanken eine Form annehmen. Zwei Faktoren haben dieses Geschehen bewirkt vorausgesetzt, dass es sich tatsächlich ereignet hat und nicht nur die Folge einer lebhaften und übersteigerten Einbildungskraft war. Die Macht der schöpferischen Vorstellung beginnt gerade erst sich fühlbar zu machen und es ist daher ganz leicht möglich, gerade das zu sehen, was wir wünschen, auch wenn es in Wirklichkeit gar nicht da ist. Das Verlangen des Aspiranten nach geistigem Fortschritt und seine darauf gerichtete rastlose Anstrengung hat ihn mit Gewalt zum Wach- oder Bewusstwerden auf der psychischen Ebene, der Ebene eitler Vorstellungen, der Begierden und ihrer illusorischen Erfüllung gebracht. In diesem Bereich kommt er nun mit einer Gedankenform von Christus oder einem anderen Grossen verehrten Lehrer in Berührung. Die Welt der Illusion ist voll solcher Gedankenformen, die durch liebende Gedanken von Menschen aller Zeiten geschaffen wurden; der durch seine eigene psychische Natur (die Linie des geringsten Widerstandes für die Meisten) wirkende Mensch kommt mit solch einer Gedankenform in Berührung, hält sie irrtümlich für die wirkliche, und bildet sich ein, dass sie all das zu ihm sagt, was er zu hören wünscht. Er braucht Ermutigung; er sucht wie so viele die Rechtfertigung seiner Bemühungen in Phänomenen; er besänftigt das Gehirn und gleitet sachte in einen psychischen, negativen Zustand. In diesem Zustand beginnt seine Vorstellungskraft zu arbeiten, er sieht, was er zu sehen wünscht, und hört die herrlichen Worte der Anerkennung, nach denen er sich sehnt. Es kommt ihm nicht in den Sinn, daran zu denken, dass die grossen geistigen Führer der Menschheit mit Gruppenaktivitäten und der Schulung fortgeschrittener Denker und Menschheitsführer, durch die sie arbeiten können, viel zu sehr beschäftigt sind, als dass sie für Menschen im geistigen Kindheitsstadium Zeit hätten. Die Belehrung dieser kann mit vollem Erfolg weniger hoch entwickelten Wesen überlassen werden.

Die Aspiranten denken auch nicht daran, dass der Meister falls sie so fortgeschritten und hochentwickelt wären, um das Privileg eines solchen Kontaktes verdient zu haben seine Zeit nicht damit verschwenden würde, ihnen «auf die Schulter zu klopfen» und ihnen hochtönende, aber leere Gemeinplätze zu verkünden. Er würde diesen Augenblick höchstens dazu benützen, um auf irgendeine zu überwindende Schwäche, oder ein zu unternehmendes konstruktives Werk hinzuweisen.

Ein andermal kommt zum Studenten während der Meditation irgendeine «Kraft» - ein oft gebrauchtes Wort - oder eine Wesenheit und skizziert ihm eine grosse Aufgabe, für die er ausersehen sei, oder eine Weltbotschaft, die er weiterzugeben und auf welche die ganze Welt zu hören habe, oder eine grosse Erfindung, die er eines Tages der wartenden Menschheit vorlegen solle, wenn er weiterhin gut bleibe. Erfreut hascht er nach dem Mantel des Propheten, und mit unerschütterlichem Glauben an seine Eignung und Fähigkeit, Tausende zu beeinflussen, - auch wenn er nicht einmal seine jetzige Umwelt zu beeinflussen vermag - bereitet er sich zur Ausführung seiner göttlichen Mission vor. Innerhalb eines Jahres meldeten sich nicht weniger als drei «Weltlehrer», die in irgendeiner Schule Meditation studiert hatten bei der Gruppe, der ich angehöre. Das taten sie aber nicht deshalb, um ihre Meditation zu vervollkommnen, sondern weil sie angeblich fühlten, dass wir froh wären, sie zu haben, damit sie in dieser Gruppe einigen von vielen Hunderten, für die sie das Erlösungsinstrument zu sein hätten, «Nahrung geben» könnten. Ich musste diese Ehre ablehnen, worauf sie verschwanden und nichts mehr von sich hören liessen. Die Welt wartet bis heute noch auf sie. Über ihre Redlichkeit herrscht natürlich absolut kein Zweifel. Sie glaubten, was sie sagten. Es besteht aber auch kein Zweifel darüber, dass sie einer Halluzination unterlegen waren. Am Anfang der Meditationspraxis kommt ein jeder von uns in die Gefahr, genau in dieser Weise getäuscht zu werden, falls das unterscheidende Denkvermögen nicht auf der Hut ist, oder wenn wir geheimes Verlangen nach geistiger Berühmtheit haben oder unter einem Minderwertigkeitskomplex leiden, der erst überwunden werden muss. Eine weitere Ursache für die Täuschung liegt in der Tatsache, dass diese Menschen vielleicht wirklich einen Kontakt mit der Seele gehabt hatten. Sie erlebten ein Aufblitzen ihrer Allwissenheit und verloren gerade durch das Wunder der erschauten Vision und erhaschten Erkenntnis den Boden unter den Füssen. Sie überschätzen aber ihre Fähigkeiten; das Instrument der Seele ist gänzlich ausserstande, den Erfordernissen nachzukommen; im Leben dieser Menschen gibt es Aspekte, auf die das Licht noch nicht leuchten kann; geheime Fehler, die sie wohl kennen, aber nicht ausmerzen können; das Verlangen nach Ruhm und Macht, Ehrgeiz. Sie sind noch nicht die Seele in wirksamer Tätigkeit. Sie hatten bloss die Vision einer solchen Möglichkeit. Daher fallen und versagen sie infolge ihres Unvermögens, die Persönlichkeit so zu sehen, wie sie ist.

Trotz der Wahrheit des oben Gesagten wollen wir uns aber dennoch stets daran erinnern, dass es das Privileg des wahren Wissenden IST, in engster Übereinstimmung mit den Grossen Führern der Menschheit zu arbeiten, dass aber nicht die Arbeitsmethode den Aspiranten irregeführt hat. Erst wenn wir angefangen haben, bewusst als Seelen zu wirken, erst wenn wir in selbstlosem Dienst völlig aufgehen einem selbst auferlegten Dienst, weil die Seele gruppenbewusst ist und Dienen in ihrer Natur liegt erst dann werden wir einen

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.